wien, es war schön mit dir. 16 jahre hatten wir eine beziehung mit höhen & tiefen. wir haben gemeinsam viel erlebt. wir wurden gemeinsam erwachsen. aber jetzt muss ich leider schluss machen.
es liegt nicht an dir, es liegt an uns. es gibt gleich zwei neue in meinem leben & die brauchen jetzt meine volle aufmerksamkeit. im umkehrschluss brauche ich auch aufmerksamkeit, von meiner familie. aber warte, ich erklär’s dir genauer!
im herbst dieses jahres bin ich seit 16 jahren hier zuhause. fast länger als ich in meiner heimatstadt linz gelebt habe. im september 2002 bin ich mit ein paar kisten mit dem kollegen meines papas, der einen termin in wien hatte, angekommen & ins studentenheim am handelskai gezogen. dort habe ich erst mal eine runde geheult & mir nur gedacht: „was mach ich hier eigentlich?“ ich war maßlos überfordert, mit allem.
im juli 2003, nach zwei semestern im heim, haben u. & ich wieder unsere taschen gepackt. wir sind in die erste gemeinsame wohnung gezogen (erinnert ihr euch noch an diese RTL sendung??). ich lebe seit 15 jahren (!) in meiner wohnung (dem „elfenreich“, benannt von meiner tante, nach unseren ersten vorhängen), zuerst als WG mit u., dann mit e., dann mit noch einigen anderen & zum schluss mit kerl & kater. allein war ich nie & das war – obwohl ich es doch einige male wollte – im endeffekt immer gut so.
es gab viele höhen & viele tiefen. wir mädels haben den ein oder anderen liebeskummer durchlitten, party gemacht, ein bisschen studiert & uns hier gut eingelebt.
ja, wien! du wurdest tatsächlich heimat für uns, obwohl wir das nie gedacht haben.
wien, du hast mir deine schönsten plätze gezeigt.
die funkelnden, romantischen christkindlmärkte, wo man endlich wieder alte freunde & bekannte trifft. die panda babies im zoo schönbrunn, die eine ganze stadt in aufregung versetzt hatten. die stadtwanderwege, die ein stück natur ganz nah gebracht haben. die museen, die mich immer wieder über neues, altes, modernes, altbackenes staunen ließen. überhaupt die kulturellen highlights, vom foodcamp zur fashion week. fußballplätze, stadien & laufstrecken. die konzerte, solche wo wir zu dritt vor der bühne standen & solche wo wir zu 20.000 eng aneinander gedrängt waren (& solche wo mein papa & ich last-minute vor dem eingang noch tickets gekauft haben). die beisln, wo stehachterl getrunken werden. die lokale, wo craftbeer zuhause ist. die clubs, wo nur mehr tequila hilft. die badeplatzerl an der alten donau & dechantlacke, die man erst nach jahren entdeckt & dann nicht mehr ändern mag. die hippen läden, wo man eher nur schaut als auch wirklich kauft. die kaffeehäuser, in denen der herr ober das gesetz ist. die coffee shops, in denen man flat whites mit hafermilch trinkt. die urbanen gärten, die man eine saison lang bespielen darf. die märkte, an denen man ganze samstagvormittage abhängen kann.
siehst du wien, es gibt so viel, das zwischen uns beiden gepasst hat.
aber vor allem habe ich durch dich meine große liebe kennengelernt & wegen der muss ich jetzt gehen.
weißt du, der kerl arbeitet schon seit letztem sommer in linz. ein traumjob, den er sich nicht entgehen lassen wollte & sollte. seitdem sehen wir uns nur am wochenende. eine toughe zeit! er einsam in seinem WG zimmer mitten in linz, ich einsam in der großen wohnung in wien, kater sprock einsam ohne seinen lebenslangen partner in crime. aber es ging, muss ja! nur jetzt, jetzt ist alles anders, auf einen schlag!
ich verlass dich & geh zurück nach linz!
ich muss wieder dorthin, wo meine familie immer noch ist. wo meine neue familie seit letzten sommer ist. das alles ging schneller als erhofft bzw. erwartet. ganz zufällig habe ich eine wohnung gefunden. manchmal funktionieren diese suchagenten im internet also doch ganz super!
das genialste an der ganzen geschichte? wir ziehen nur zwei häuser weiter von dem haus, in dem ich aufgewachsen bin. meine kinder werden also in derselben straße krach machen wie ich vor drei jahrzehnten.
jackpot: die zukünftigen großeltern leben immer noch dort!
meine eltern leben immer noch in der wohnung, die wir vom garten, den wir mibenutzen dürfen, sogar sehen können. ein anruf genügt & wir können uns in ein paar minuten sehen. keine lange vorplanung mehr nötig, nur mal rüber rufen & wir sind zusammen.
der kerl wohnt nun schon seit ein paar wochen in der – noch beinahe leeren – wohnung & bereitet alles stück für stück für uns vor. guter mann, den ich mir da geangelt habe. denn helfen kann ich leider nur im kleinformat, so gern ich wollen würde. der große umzug steht uns noch bevor & ich weiß noch nicht so recht, wie das alles klappen soll. aber das urvertrauen, das ich seit beginn der schwangerschaft habe, sagt mir: alles wird gut.
also wien, das war’s mit uns beiden. ich muss dir das herz brechen & zu meiner alten liebe linz zurück kehren. ich hoffe, du verstehst das!
aber ich bin mir ganz sicher, wir werden uns wieder sehen. vielleicht öfter als dir lieb ist! denn wir sagen erst mal nur auf wiederschaun & nicht lebewohl.
Kommentare (3)