der kerl & ich sind große craft beer fans. viele von euch haben das ja sicherlich schon mitbekommen. wir haben schon eigenes bier gebraut, suchen auf unseren reisen nach craft beer hotspots (zb. in kalifornien) & beschäftigen uns einfach gerne mit dieser flüssigen materie. da wir kurz vor unserer homebrewing premiere stehen, möchte ich auch hier ab & zu ein bisschen mehr dazu erzählen. ich beginne heute mit einem beitrag, der zum teil schon bei den österreichischen foodbloggern veröffentlicht wurde. ich möchte euch gern mit dem kerl erzählen – denn er ist bei den craft beer beiträgen immer der mastermind dahinter, ich bin oft nur ghostwriterin – was für uns craft beer eigentlich ausmacht. denn jeder definiert es ein wenig anders.
der trend craft beer ist eigentlich kein recht neuer mehr. seit einigen jahren schon schwappt die hopfige bierwelle aus den USA zu uns herüber. dort mehr aus der not geboren, weil die bierqualität mit den jahren abnahm. nachdem die vielvalt sich dort auf ein paar wenige riesige industriegiganten konzentrierte, haben sich kleinste brauereien („micro breweries“) dazu entschlossen dem gewinnoptimierten industriebier mit geschmacksvielvalt & rückbesinnung auf alte werte entgegenzusetzen.
die amerikanische brewers association definiert craft breweries so:
„an american craft brewer is small, independent and traditional.“
- „small“ entspricht ca. 9.5 millionen hektolitern jahresausstoß.
- „independet“ sind alle brauereien von denen höchstens 25 prozent zu einem konzern gehören.
- „traditional“ sind biere, die größtenteils aus den klassischen brauzutaten wasser, malz, hopfen & hefe bestehen.
würden wir in österreich dieser definition folgen, wäre auch stiegl eine craft brewery, da sie eigentümergeführt & zu 100% in familienbesitz ist. ein pionier der österreichischen craft beer szene, reini barta vom gusswerk (österreichs erste demeter-zertifizierte brauerei mit bio-bieren) sagt, auch er braue kein craft beer sondern einfach solides bier.
die braunationen der “alten welt”, zb. england, belgien oder deutschland, haben sich die vielfalt bis heute bewahrt. es gibt viele privatbrauereien, die ein ausdrucksstarkes bier mit viel charakter machen.
craft beer in österreich
die amerikanische definition passt also nicht nicht zu 100% für unser doch viel kleineres land. eine offizielle alternative gibt’s aber auch nicht. craft biere sind für die einen biere von kleinen brauereien, für andere exotische biere mit besonderen aromen & für die meisten ein „handwerkliches bier“, das es nicht großen mengen gibt. es gibt übrigens auch keine offizielle schreibweise: craft beer, craft beer, craft bier – alles ein & dasselbe! :)
beim craft beer geht es – unserer meinung nach – um unkonventionellen geschmack & handwerk. ein handwerk, das von der gemeinschaft lebt: die mikrobrauereien tauschen sich aus, feilen gemeinsam an rezepten, besprechen techniken & tricks, verraten einander wichtige bezugsquellen. so haben zb. die brewdogs sämtliche selbst kreiierte rezepte online gestellt, um auch fans & hobby-brauer zu ermutigen.
“beer makes me hoppy”
bier brauen ist eine globale angelegenheit: hefe aus belgien, malz aus bamberg & schottland und hopfen aus neuseeland, dazwischen jede menge diskussionen mit experten aus der ganzen welt. nicht zu vergessen auf den austausch am stammtisch oder auch auf facebook, wo man denn die zutaten am besten beziehen kann. das schöne ist einfach, dass es da keine geheimniskrämereien gibt, sondern mit offenen karten gespielt wird. wichtigste zutat ist meistens der hopfen, denn dadurch bekommen die biere ihr außergewöhnliches aroma.
“die craft-bier-bewegung ist ein tanz durch den hopfengarten.” Sylvia Kopp
das aushängeschild der craft beer szene, das indiana pale ale (IPA), hat einen hohen hopfengehalt – ursprünglich war dieser nötig, damit das bier lange seefahrten überstehen konnte.
sorten
das IPA wird oft mit craft beer gleichgestellt, aber selbstverständlich kann jede biersorte auch ein craft beer sein. die wahnsinnige sortenvielfalt ist vielen am anfang gar nicht bewusst (zumindest bei mir in der familie haben wir diese erfahrung gemacht). in österreich gibt es 198 heimische braustätten, die über 1000 verschiedene biersorten produzieren (quelle: statistische daten über die österreichische brauwirtschaft). in vielen bars gibt es mittlerweile so viele zapfhähne, dass man zuerst ziemlich überfordert ist mit der ersten bestellung (wobei da in österreich noch definitiv raum nach oben ist, wenn man sich in amerikanischen oder englischen bars umschaut). am besten man kostet sich einfach mal durch, durch die bierkarte – probieren geht über studieren & gerade beim biertrinken muss man einfach mal einiges austesten, um zu erkennen wo der eigene geschmack zu hause ist. ich selbst wusste es ganz lange nicht & ich bin mir nicht mal sicher, ob ich mittlerweile überhaupt schon angekommen bin.
neben den klassisch bekannten bierstilen wie märzen, lager, weizen oder pilsner, gibt es viele sorten, die (noch?) nicht allen ein begriff sind. ein paar davon wollen wir kurz vorstellen, eine ausführliche liste gibt es bei den hopfenhelden bzw. bei bierland österreich.
pale ale
das pale ale kommt aus england & hat von dort die ganze welt erobert. es wird aus hellem malz hergestellt & hat viele verschiedene typen: das berühmte indiana pale ale, ein american pale ale, amber ale, & noch viele mehr. ein IPA hat vermutlich jede craft beer brauerei in ihrem sortiment – sie sind stark bis extrem gehopft & teilweise auch sehr bitter! pale ales schmecken teilweise nach früchten wie ananas oder mango, allerdings kommt der geschmack nicht durch irgendwelche zusätze sondern von speziell gezüchteten aroma-hopfensorten.
sour- & wildbiere
diese biere haben eher etwas mit mittelalterlichen bieren zu tun, dazu zählen auch die alten klösterlichen biere in belgien. ein alter stil, der von der craft beer bewegung wieder entdeckt wurde & weiter entwickelt wird. sour- & wildbiere werden größtenteils nicht mit hefe vergoren, sondern mit „spontan herumfliegenden bakterien aus der luft“ (im fachjargon: spontanvergärung). sie schmecken sauer, knochentrocken & oft kräftig nach früchten wie zb. himbeeren.
barley wines & im holzfass gereifte biere
barley wine ist eine sehr starke ale sorte. ähnlich wie bei einem portwein werden starke biere monatelang in alten sherry- oder whiskey-fässern eingelagert. dadurch nehmen sie die aromen vom holz auf & werden wie der portwein auch gerne zum dessert getrunken. sie haben einen hohen alkoholgehalt & schmecken süßlich, schlagen jedoch im abgang ins bittere & hopfige um.
stouts & porter
neben dem wahrscheinlich bekanntesten – guiness – gibt es noch ganz viele andere biere von dieser dunklen sorte der macht. die dunkle farbe kommt von dem stark gerösteten malz, deshalb ist es vom geschmack her auch sehr rauchig. der hopfen ist also eher im hintergrund & das bier stark malzbetont. es gibt aber auch erfolgreiche kreationen, die stark gehopft sind & als zb. „dark IPAs“ bezeichnet werden. stouts sind kräftige biere, die an bitterschokolade & kaffee erinnern & mit einem cremigen schaum bestechen.
zum weiterlesen & -schmecken
- mittlerweile hat sich das craft bier fest in österreich etabliert & macht in mehreren stationen halt. auf der webseite findet ihr außerdem viele tipps für läden, lokale & brauereien.
- martin voigt schreibt den ersten österreichischen bierblog “proBIER!”.
- die „bierIG österreich“ ist eine interessen-gemeinschaft der bier-konsumenten.
- auf bierland österreich bekommt man jede menge informationen über die österreichischen brauereien & biersorten.
- stevan paul hat gemeinsam mit torsten goffin & daniela haug das “craft beer kochbuch” für den brandstätter verlag geschrieben. im buch gibt es einerseits viele tolle rezepte mit & für craft beer & andererseits portaits von tollen brauereien. über das buch werden wir euch noch mal im speziellen mehr erzählen.
- sylvia klopp ist eine von deutschlands bekanntesten biersommelière & hat “das craft-bier buch. die neue braukultur” geschrieben. sie erzählt von der gechichte des bieres & stellt 40 verschiedene bierstile vor.
so, & jetzt ran an die biergläser & los geht es mit dem tanz durch den hopfengarten. die brewdogs zeigen welches glas man nimmt & staatsmeister der biersommeliers clemens kainradl zeigt mit bierblogger martin wie man’s am besten verkostet. ;)
die zwergenprinzessin & der kerl haben jedenfalls viel vor in nächster zeit & wir werden euch gerne mitnehmen auf die reise durch die craft beer welt.
prost!
Pinkback: Schmausepost vom 17. Juni | Schmausepost
Pinkback: sieben sachen XLVII: very fesch! - zwergenprinzessin kocht!