vor einer woche war ich in kroatien. für ein paar tage habe ich mir die 6+ stündige autofahrt „angetan“, um zu meinen eltern nachzufahren. „auf einen schwumm!“ hört sich nach einer wahnwitzigen idee an, lohnt sich aber. meiner meinung nach.
seit ich ca. 10 oder 11 jahre alt war, haben wir die sommer in kroatien auf unserem boot „tranquillus“ verbracht. da meine mama ja eben die kochleherin-mama ist & daher den ganzen sommer frei hat, konnte sie mit uns wochenlang direkt am meer verbringen während mein papa dazwischen zum arbeiten heimgefahren ist.
je älter meine schwester & ich wurden, desto langweiliger wird das aber irgendwie doch (zuerst) & je noch älter meine schwester & ich werden, desto weniger urlaub hat man obwohl man nach abschluss der pubertät am liebsten doch wieder den ganzen sommer mitfahren würde (mittlerweile). wenn man 3 wochen nach kalifornien fliegt, kann man nicht auch noch 3 wochen in kroatien verbringen. deshalb fahre ich nun seit ein paar jahren „nur“ mehr für verlängerte wochenenden direkt mit dem auto nach. die letzten zwei jahre ganz alleine, aber das hört sich schlimmer an als es ist. die autobahn geht mittlerweile fast direkt bis nach zadar & wenn man sich tage zum hin- & herfahren aussucht, die bei den anderen touristen nicht beliebt sind, geht es ganz gut. mein papa sagt immer: „die macht sich’s ganz schön leicht: wir schippern da mühsam von italien rüber & sie kommt zu den schönsten buchten!“ damn right!
also fahre ich am donnerstag nach der arbeit los, telefoniere in österreich noch lange mit meiner schwester, summe in slowenien noch zu fm4 klängen, aber irgendwann muss ich auf lokale sender wechseln & interpretiere den rest der reise taylor swift & kanye songs neu (vielleicht eh ganz gut, dass ich allein unterwegs bin?). die standortbestimmung an den raststätten mache ich durch den bäckerkurs (wenn man nicht weiß, wo man sich befindet: in eine bäckerei gehen, ein semmerl kaufen & auf der rechnung schauen wie der ort heißt) & eigentlich geht’s ganz gut dahin. aber die letzte stunde ist echt, echt zach. vor allem auch stockdunkel. erschöpft aber „instant happy“ komme ich nach 6,5 stunden an, in der marina dalmacija in sukosan. wir gehen noch in ein restaurant in der nähe, die obligatorischen rasnici stehen auf meinem menüplan. gekrönt wird das abendessen durch ein feuerwerk am anderen ende der bucht. wie wenn es extra für mich zur begrüßung bestellt worden wär! den absacker am boot lass ich aus, ich fall echt todmüde in meine koje.
am nächsten morgen muss noch der mechaniker vorbei schauen, aber wir kriegen das go zum losfahren. wir verabschieden uns von den nachbarn – er ehemaliger bühnentechniker, sie schneiderin im burgtheater, beide mit vielen lustigen anekdoten – und fahren zur tankstelle. ich krieg dort ein eis zum frühstück, noch vor dem ersten kaffee. weil wir immer eis essen, wenn wir von der tankstelle ablegen & zu unserer bucht fahren. aber noch bevor wir zu bucht fahren, bleiben wir ohne anker vor dem hafen „stehen“, um das erste mal reinzuhüpfen. spätestens da hat sich die reise schon gelohnt. der erste adriaschwumm 2015 war hiermit offiziell erledigt!
wir fahren weiter in die „ilse bucht“. die heißt natürlich nicht in echt so, aber weil meine mama ilse sie – in unserem freundes- & bekanntenkreis – entdeckt & populär gemacht hat, nennen wir & unsere freunde sie so. in der ilse bucht gibt es eine kleine taverne & uns, denn alle anderen boote bleiben meistens nicht länger als einen tag. wir sind dort schon bekannt wie ein bunter hund: am nachmittag kommen die park ranger, rufen schon von weit her & begrüßen uns überschwänglich. sie freuen sich, dass wir wieder da sind. wir freuen uns, dass sie immer noch da sind & auf den schönen nationalpark aufpassen.
(wir haben übrigens noch viele andere buchten mit eigenen namen: in der „kleidi aus bucht“ hat sich meine oma, um bei der nächtlichen heimfahrt im schlauchboot nicht nass zu werden vor allen anderen tavernen-gästen das kleid ausgezogen. in der „männer bucht“ leben nur fischer & keine einzige frau. usw. usf. … )
die tage beginnen immer gleich. nach dem aufstehen springt jeder sofort ins wasser. ich höre meine mama schon um 6 uhr morgens den ersten schwumm machen. danach gibt es kaffee & nach der ersten kanne kaffee gibt es frühstück & noch eine kanne kaffee. mein papa ist der frühstücksmeister: es gibt spiegeleier (für alle anderen eier-variationen sieht er sich nicht als zuständig), gebratenen speck, baked beans, kartoffeln mit butterschmalz gebraten, tomaten & das von mir importierte joseph brot.
den tag verbringen wir mit schwimmen & schnorcheln. meine mama & ich fragen uns, ob es früher hier bunter war unter wasser. ob hans hass wohl mal hier war & was er damals gesehen hat. wir sehen viele kleine fische, seegurken & seeigel, aber eigentlich tut sich nicht viel unter wasser. lange halte ich es aber eh nicht aus, es wird doch ganz schön frisch!
zurück an board kochen wir marillenmarmelade, weil noch ein paar marillen von den knödeln übrig sind, die meine mama vorbereitet hat. ich sage: „gib einen schuss amaretto dazu, das ist mega gut!“. mein papa jault auf, er mag die marmelade nur so wie er sie eben mag (wenig zucker, große stückerl). keine experimente! das hat meine marillen-rosmarin-marmelade von vor ein paar wochen bestätigt. wir tun es trotzdem & es wird sich zeigen: die schmeckt. das gibt er auch später selbst zu.
den nachmittag verbringen wir mit lesen, würfelpoker-duellen & türkischen kaffee. ein kaffee, den wir nur am boot trinken, warum auch immer. er wird weder in linz, noch in wien gekocht. aber „auf hoher see“ dafür jeden tag. dazu gibt es übrigens auch einen schuss amaretto. an dem wir aber eigentlich lieber vor dem kaffeetrinken nur riechen als ihn zu schmecken. habt ihr schon mal die nase in ein amaretto-glas gesteckt? wenn nicht, dann solltet ihr das auf jeden fall nachholen!
beim sonnenuntergang feiern wir natürlich die captain’s party! gemeinsam den tag ausklingen lassen & den aperitiv bei den letzten sonnenstrahlen schlürfen bevor wir zu kochen beginnen. wir machen kotletts mit einer pfirsich–marillen-salsa an dem einen abend, steaks mit gorgonzola & honig an dem anderen abend. grundlagen von der mama, verrückte ideen von der tochter!
am dritten abend gehen wir aber in die kleine taverne in der bucht. auch dort werden wir sofort mit namen begrüßt & willkommen geheißen. es gibt risotto mit sepie, branzino, krautsalat & kartoffeln mit knoblauch & öl. viel zu viel für uns drei, aber trotzdem so gut!
beim zurückfahren mit dem schlauchboot („schlauchi“) spürt man schon das umschwenkende wetter. wir machen die schoten gerade noch rechtzeitig dicht, bevor es zu blitzen & donnern beginnt. der regen lässt noch auf sich warten während wir das blitzende schauspiel beobachten. auf einmal feuer gegenüber in der bucht – der blitz hat tatsächlich eingeschlagen! was tun, was tun? passieren kann uns nichts, auch nicht der kleinen taverne. der brand breitet sich auf der steppe aus, also rufen wir den notruf an & geben bescheid. die sind nur so mittel interessiert, wissen wahrscheinlich schon vom regen der in den nächsten sekunden kommen wird. denn auf einmal öffnen sich die schleusen & hören über 24 stunden nicht mehr auf.
also bleiben wir auch über 24 stunden in unseren kojen. lesen dort bis zum abwinken. ich lebe zur zeit nahezu in die vierzig tage des musa dagh* von franz werfel. als eine achtel-armenierin (mein urgroßvater zenob ist von armenien nach österreich geflüchtet) berührt mich dieses buch sehr. ich bin froh, dass mein papa es vor vielen, vielen jahren auch gelesen hat & ich mich mit ihm drüber unterhalten kann.
am montag nutzen wir eine regenpause & fahren zurück richtung marina. die sonne kommt raus & ich kann an der gleichen stelle des ersten auch meinen letzten adriaschwumm abhalten. kroatien zeigt sich noch mal von seiner besten seite & mir wird das heimfahren noch schwerer gemacht. aber was muss, das muss.
ich steige ins auto & der regen geht wieder los. die ersten 100 km fahre ich überhaupt nur im schritttempo, dann komme ich bei zagreb in einen stau, der mich eine stunde kostet & denk mir nur: „war’s das wert, dass dich da jetzt alleine zurück quälen musst, wahrscheinlich ewig?“
ja. war es. ich würde es jederzeit werde es nächstes jahr wieder tun.
liebe mama, lieber papa – danke, dass ich immer noch teil der crew tranquillus sein darf & ihr eure route nach meinen wochenenden plant. <3
Pinkback: #photoaday: august 2015 | zwergenprinzessin kocht!
Pinkback: was war das für 1 sommer? die zwergenprinzessin ist wieder da!