da ich selbst an einer bienen- & wespenallergie leide, habe ich die chance auf die begegnung mit der bienenkönigin & ihren gefährten ausgelassen. dafür erzählt euch heute meine freundin ursula als neueste gastprinzessin etwas über die biorama lesersafari, die letzten freitag auf dem dach des konzerthauses wien statt gefunden hat.
Ich liebe Honig. Und zwar vor allem so: Man nehme eine Scheibe frisches Hausbrot, schmiere erst mal eine ordentliche Schicht Butter drauf und lasse dann das flüssige Gold genüsslich vom Teelöffel auf das nunmehrige Butterbrot tröpfeln. Dabei kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen und zum Beispiel Spiralen, Wellenlinien oder ganze Nachrichten (na gut, kurze Nachrichten) mit dem Honigfaden zeichnen. Und dann mit dem Messer Honig und Butter miteinander vermischen. Das hab ich so gelernt, weil der Honig dann nicht mehr vom Brot auf die frischgewaschene Kinderhose tropfen kann. Und außerdem bin ich mittlerweile davon überzeugt, dass es so auch besser schmeckt. Ein Honigbrot ist für mich nicht bloß ein Honigbrot, nein, es ist für mich der Inbegriff von Trostessen. Honig macht die Seele heil.
Und wer macht den Honig? Wie wir alle wissen, die fleißigen Bienchen. Daraus folgt also: ich brauche Bienen für mein Seelenheil. Überraschenderweise habe ich mich dafür bisher recht wenig mit ihnen beschäftigt. Ja gut, ich habe erbost über das Bienensterben, Neonicotinoide und Pestizidverbreitung gelesen, habe Online-Petitionen unterschrieben und diversen Social-Network-Freunden die Aufforderung dasselbe zu tun auf ihre „Wand“ geknallt. Ich habe im Garten verzückt „Eine Biene!“ gerufen, wenn denn mal eine zu sehen war und wenn mich eine gestochen hätte, dann hätte ich mich bestimmt schlecht gefühlt, weil eine Biene weniger und so. Aber mich wirklich mal mit der „Imme“ an sich auseinandergesetzt? Das habe ich tatsächlich erst gestern und zwar im Wiener Konzerthaus. Genauer gesagt AUF dem Wiener Konzerthaus. Dorthin hat nämlich das Magazin BIORAMA interessierte Leser zu einer „Lesersafari“ eingeladen.
Und da stehen die 3 Bienenstöcke von Imker Christoph Wedenig, es waren übrigens mal 4, allerdings ist einer davon „geschwärmt“. Nur eines der neuen Vokabel die sich seit Freitag zumindest in meinem passiven Wortschatz befinden. Wir sind also zu zwanzigst auf einer Mini-Dachfläche und sind den Bienen vielleicht auch näher als es manchem von uns lieb ist. Es summt und brummt und plötzlich bin ich mir auch nicht mehr so ganz sicher ob ich diesen Hautflüglern (hab ja aufgepasst!) nicht doch mehr Respektabstand zollen sollte. Aber Herr Wedenig strahlt eine derartige Ruhe und Entspanntheit aus, lehnt sich ganz lässig auf den Bienenstock und fängt an zu erzählen. Über die Anzahl der Bienen (ca.40-45.000 pro Stock), über ihre bevorzugte Futterstelle (in diesem Fall wohl der botanische Garten), über Drohnen und Arbeiterinnen und darüber dass so ein Bienenvolk trotz der Existenz einer Königin ein hochdemokratisches Unternehmen ist. Darüber dass Imkerei ja auch sehr politisch sei (man darf zum Beispiel laut Landesgesetz in Wien nur die Carnica-Biene züchten) und von wieviel Mysterien so ein Bienenstaat noch umgeben ist: wie findet zum Beispiel eine Jungkönigin auf ihrem Hochzeitsflug einen sogennanten Drohnenplatz und woher wissen die Drohnen selber überhaupt wo so ein Drohnenplatz zu „errichten“ ist? Sicher ist aber: Bienen tanzen (um zu kommunizieren), haben die Klimaanlage erfunden (Stichwort: Verdunstungskälte) und auch eine Königin muss sich ihren Gewichtsproblemen stellen (im Sinne der Flugfähigkeit ist zur „Schwarmzeit“ „abschlanken“ angesagt.).
Und dann öffnet der Stadtimker einen seiner Bienenstöcke. Dazu wird dem emsigen Volke Rauch in die Hütte geblasen, dann denkt es nämlich es brennt und beginnt sich für eine eventuelle lange Flucht vollzufuttern. Und wirklich, wir können ungehindert und ohne Protest der Bienen in den Stock hineinschauen und Herr Wedenig zieht einen der von ihm eingesetzen Holzrahmen heraus. Bienen, Bienen, Bienen, große, kleine, dicke , dünne, nebeneinander, übereinander, aufeinander, überall Bienen. So nah, sehr nah, war ich ihnen noch nie. Wir erfahren noch mehr über „bestiftete Waben“, „Gelee Royale“ und „Ammenbienen“ und bekommen als Zugabe noch eine Keilerei zu sehen, eine Wespe versucht sich frech unters Bienenvolk zu mischen. Solche Fressfeinde werden übrigens entweder kurzerhand erstochen oder durch Hitzeschlag gekillt, da müssen die Bienchen nur ihre Flugmuckis spielen lassen. Und dann der große Moment: wir dürfen eine Etage tiefer, in der „Bruteinheit“ nach der Königin ausschauhalten. Die wird übrigens umhätschelt wie es sich wohl für eine Majestät gehört, sie wird gefüttert, geputzt, ja sogar massiert. Ich kann euch sagen: Krone hat sie zwar keine, dafür aber einen vom Imker zur Identifikation aufgeklebten grünen Punkt.
Eine gute Stunde und viele Fragen später kriegen die Bienen ihr Dach überm Kopf wieder zurück und mir summt der Kopf vor lauter Info und Eindrücken. Stimmt, es war nicht einmal die Rede vom großen Bienensterben oder Giften in der Landwirtschaft, aber ich denke das hat auch niemand von uns gebraucht um sich den fleißigen Bienchen und ihrem Wohlergehen gegenüber zu sensibilisieren. Denn für mich steht spätestens nach dieser Bienennaherfahrung fest: Die sind großartig und absolut schützenswert! Und das sage ich nicht nur aus Sorge um mein Seelenheil.
alle fotos & vine von johanna stögmüller.
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